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David X. Noack

Kritische Perspektiven auf Geschichte und internationale Politik

Trump droht mit Deportation von Haitianer:innen aus den USA

Der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat angekündigt, Massendeportationen von Haitianern aus der Stadt Springfield in Ohio durchzuführen, falls er die Wahl gewinne. Der Ex-Präsident und Kandidat der Republikanischen Partei will im Fall seiner Wiederwahl im November diesen Jahres die Community der Haitianer im südwestlichen Ohio ausweisen.

Nach Äußerungen Trumps in der Präsidentschaftsdebatte mit seiner Konkurrentin Kamala Harris von der Demokratischen Partei steht Springfield im Zentrum rechtsextremer Agitation. Am Samstag marschierten Mitglieder der faschistischen Miliz der „Proud Boys“ durch die Stadt des weitgehend deindustrialisierten so genannten Rostgürtels im Nordosten der Vereinigten Staaten.

Die haitianische Community in Springfield fühlt sich derweil nicht mehr sicher, da online und offline die Hetze gegen die Einwanderer aus dem karibischen Land zunimmt. Wie Medien berichteten, lassen einige Eltern haitianischer Herkunft ihre Kinder nicht mehr in die Schule aus Angst vor rassistischen Übergriffen. Es kam zu Sachbeschädigungen gegen Eigentum von Haitianern in der Stadt und Bombendrohungen gegen Schulen, weswegen mehrere Bildungseinrichtungen evakuiert wurden.

Trump heizt mit rassistischen Äusserungen diese Tendenz an. In einem TV-Aufritt wiederholte er seine bereits mehrfach kritisierte und widerlegte Behauptung, in Springfield würden Einwanderer:innen Hunde und Katzen der Mitbürger:innen essen.

Die Mehrheit der rund 15.000 Haitianer in Springfield hat nach US-amerikanischem Recht einen legalen Aufenthaltstitel. Der Großteil der Community kam seit 2020. Nach der Ankunft zeigten sich Unternehmer erfreut, da diese zuvor mit einem Arbeitskräftemangel zu kämpfen hatten.

Haiti war seit dem Beginn der US-Besatzung im Jahr 1915 lange Zeit ein Protektorat der Vereinigten Staaten. Bis in die Gegenwart mischen sich Politiker aus Washington immer wieder in die Angelegenheiten der vormals französischen Kolonie ein. Zuletzt im April diesen Jahres plädierte ein Ex-US-Botschafter in Port-au-Prince dafür, dass die USA militärisch in dem Land intervenieren sollten. Die Einmischungen aus den USA in den vergangenen drei Jahrzehnten sorgten dafür, dass Haiti dauerhaft das ärmste Land der westlichen Hemisphäre ist.

Der frühere Immobilienunternehmer und TV-Entertainer Donald Trump hat sich derweil in der Opposition immer weiter radikalisiert. Während Beschreibungen der amorphen Trump-Bewegung als Faschismus lange auf Kritik stießen, gehen Experten immer mehr davon aus, dass Trump die Ära der bürgerlichen Demokratie in den USA, die 1964 mit dem Civil Rights Act begann, zu Ende bringen wird. Führende Vertreter der Trump-Bewegung plädieren öffentlich für Massendeportationen von Immigranten.

Reuters / Haitian Times / NPR / Jacobin / Washington Post / New York Times

Erschienen auf: amerika21.de, 18.09.2024.

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