Kolonialkrieg gegen Venezuela?
Niederländische Medien debattieren Möglichkeiten einer bewaffneten Auseinandersetzung mit Venezuela um koloniale Überseegebiete
Den Haag/Willemstad/Caracas. Die niederländische Regierung rechnet ernsthaft damit, dass die venezolanische Staatsführung die Niederländischen Antillen militärisch besetzen und aus dem Kolonialstatus befreien könnte. Wie die auflagenstärkste niederländische Tageszeitung De Telegraaf Ende der Woche berichtete, gehen hochrangige Funktionäre aus dem Verteidigungs-, Auslands- und Entwicklungshilferessort der Regierung in Den Haag von dieser Möglichkeit aus.
Für die niederländische Regierung sei Hugo Chávez ein „aufständischer Spieler“ in der Region. Deshalb sollten die Niederlande auf Curaçao aus strategischen Gründen ihre militärische Präsenz aufrechterhalten. Bereits im Jahr 2006 hatte der venezolanische Regierungschef mit Blick auf die niederländischen „Inseln unter dem Winde“ geäußert, dass die „kolonialen Großmächte endlich verschwinden“ sollten.
Im Jahr 2008 kam es zu US-amerikanischen Grenzverletzungen des venezolanischen Luftraums in der Nähe der Niederländischen Antillen. Nach Angaben des hispano-französischen Journalisten und Buchautoren Ignacio Ramonet stockt Washington seit 2008 die militärische Präsenz um Venezuela erheblich auf – und nutzt dabei auch Curaçao. Im Januar dieses Jahres belegte die venezolanische Regierung einen zweiten entsprechenden Zwischenfall im vergangenen Jahr. Die niederländische Regierung hatte vorher alles abgestritten.
Der ehemalige venezolanische Verteidigungsminister Orlando Maniglia erklärte, die amerikanischen Operationen von Curaçao aus seien eine „neue Stufe der US-Aggression gegen Venezuela.“ Die USA spähten bei dem Zwischenfall vergangenes Jahr eine Militärbasis aus. „Venezuela respektiert die Souveränität zu anderen Ländern – wir wollen keinen Krieg und wollten nie einen“, so Maniglia.