Widersprüchliche Entwicklungen im Waffenhandel in Lateinamerika
Der Import von Großwaffen in den südamerikanischen Raum ist im vergangenen Jahrzehnt um 19 Prozent zurückgegangen. Dies berichtete unlängst das Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI). Die drei Hauptexporteure von Waffen in die Region sind Russland, die USA und die Bundesrepublik Deutschland.
Als großen Importeur listet das Institut das linksregierte Venezuela auf, dessen Einfuhren von Kriegstechnik von 2006 bis 2015 um 13 Prozent gestiegen sind. Die meisten Großaufträge wurden 2013 abgeschlossen, die Verträge sind meist vor 2010 unterzeichnet worden. Zuletzt hatte die venezolanische Regierung im Oktober 2015 den Kauf von russischen Kampfflugzeugen im Umfang von rund 480 Millionen US-Dollar beschlossen. Dies war eine Reaktion auf ein Rüstungsembargo der USA, in dessen Folge große Teile der militärischen Ausrüstung ausgetauscht werden musste.
Einen noch größeren Anstieg der Waffenimporte hat Brasilien zu verzeichnen. Dort stiegen die Einfuhren um rund ein Drittel an. Unter dem erworbenen Großgerät befanden sich 36 Kampfjets aus Schweden und fünf U-Boote aus Frankreich. Laut dem Rüstungsexportbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie für das erste Halbjahr 2015 lieferten deutsche Unternehmen Torpedos und Teile für Torpedos sowie Teile für Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge im Wert von 52,1 Millionen Euro an Brasilien.
Den deutlichsten Anstieg der Waffenimporte hat Mexiko zu verzeichnen, hier kam es zu einem Sprung um 331 Prozent. Diese massive Zunahme steht im Zusammenhang mit dem eskalierenden sogenannten Krieg gegen die Drogen. Vor allem aus den USA, aber in kleinerem Umfang auch aus Spanien und Frankreich, importierte die mexikanische Regierung Transportflugzeuge, Marinepatrouillenflugzeuge, Kampfhelikopter, Patrouillenboote und leichte gepanzerte Fahrzeuge. Die in Deutschland für Skandale sorgenden Kleinwaffenexporte nach Mexiko wiederum nehmen keinen großen Umfang an den mexikanischen Rüstungseinfuhren ein.
amerika21.de, 10.03.2016