Neues Forschungsschiff aus Peru beendet erste Südpol-Reise
Wie die peruanische Zeitung El Comercio meldet, hat das peruanische Forschungsschiff BAP Carrasco seine erste Forschungsreise zum Nordrand der Antarktis erfolgreich abgeschlossen. Damit endet in den nächsten Tagen die regelmäßig stattfindende Südpol-Reise der peruanischen Marine, welche dieses Mal den Namen „ANTAR XXV“ trägt. Die Carrasco wurde im Jahr 2016 in Spanien gebaut und ist somit das modernste Antarktisschiff der Seestreitkräfte des südamerikanischen Landes. Seit dem Ende der 1970er Jahre hatten die Streitkräfte Perus auf das Schiff BIC Humboldt gesetzt, welches mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland gebaut und zwei Mal modernisiert wurde. Dreißig Jahre nach der ersten Forschungsreise der Humboldt stach die Carrasco in Richtung Südpol in See und löste damit offiziell ihr Vorgängerschiff ab. Auf der Carrasco können 110 Besatzungsmitglieder bis zu 51 Tage über das Meer reisen ohne Auftanken zu müssen.
Die Forschungsexpedition „ANTAR XXV“ führte die Carrasco vom Heimathafen in der mittelperuanischen Hafenstadt Callao zur Machu-Picchu-Station – der einzigen peruanischen Forschungsstation im Antarktisgebiet. Auf ihrer Reise haben die Forscher die Entwicklung der Seeströme und Winde untersucht und das Leben der Krebssorte des antarktischen Krills in seiner natürlichen Umgebung beobachtet. Beteiligt waren Wissenschaftler von der Hydrographie- und Navigationsabteilung der Marine und des Meeresinstituts von Peru (IMARPE). Darüber hinaus stattete das Marineschiff den anderen Forschungsstationen auf King George Island, der größten Insel im Archipel der Südlichen Shetlandinseln in der Antarktis, Besuche ab. Neben Peru unterhalten unter anderem Argentinien, Brasilien, Chile, China, Ecuador, Polen, Russland, Uruguay und die USA Forschungseinrichtungen auf der Insel.
Das Interesse an den Krebssorten des Südpols hat nicht nur wissenschaftliche Hintergründe, sondern auch wirtschaftliche. Die shrimpsähnlichen Tiere gelten als äußerst proteinreich und könnten äußerst gewinnbringend gefangen und verkauft werden. Derzeit ist mit dem Antarktisvertrag die wirtschaftliche Ausbeutung des Südpols untersagt, doch das internationale Abkommen kann – sollte ein Land Einspruch erheben – im Jahr 2048 auslaufen. Experten schätzen, dass er danach nur verändert weiterlaufen wird. Deswegen kündigen derzeit immer mehr Länder an, eigene Forschungsbasen am Südpol zu errichten – um eine gute Ausgangsbasis für die wirtschaftliche Ausbeutung zu haben. Erst Anfang Februar hatte der Oberbefehlshaber der kolumbianischen Marine, Admiral Ernesto Durán, angekündigt, dass Kolumbien binnen fünf bis zehn Jahren auch eine dauerhafte Präsenz am Südpol haben will.
Seit den 1970er Jahren haben immer wieder Militärs, Forscher und Politiker in Peru Anspruch auf Teile der Antarktis gestellt. Zum ersten Mal tat dies die Geographische Gesellschaft Perus im Jahr 1976. Doch mit dem Beitritt Perus zum Antarktisvertrag im Jahr 1981 erhebt das Land offiziell keine Ansprüche mehr am Südpol. Trotz alledem wurde unter der neoliberalen Militärjunta in der Verfassung von 1979 festgeschrieben, dass Peru eine antarktische Nation sei, was in der während der zivil-militärischen Diktatur unter Alberto Fujimori ausgearbeiteten neuen Konstituante im Jahr 1993 noch einmal bestätigt wurde. Seit dem Jahr 2002 gibt es eine offizielle „nationale Antarktispolitik“ Perus („Política Nacional Antártica“).
In den vergangenen fünf Jahren haben die verschiedenen peruanischen Regierungen ihre Antarktisaktivitäten deutlich verstärkt. Im Jahr 2012 wurde die Machu-Picchu-Station zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder dauerhaft bemannt. Ein Jahr darauf reiste der damalige peruanische Präsident Ollanta Humala und damit das erste Mal ein Staatsoberhaupt des Andenlandes in die Antarktis. 2016 begann der Bau der Carrasco, die ein Jahr darauf fertig gestellt werden konnte.
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amerika21.de, 03.03.2018.