»Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.« — Václav Havel
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David X. Noack

Kritische Perspektiven auf Geschichte und internationale Politik

US-Medienberichte über kubanische Truppen in Syrien

Fox News behauptet, kubanische Soldaten kämpften an der Seite der Regierungstruppen im syrischen Krieg. Scharfes Dementi aus Havanna. US-Regierung: „Keine Beweise“

Wie der rechtskonservative US-amerikanische Fernsehsender Fox News unter Berufung auf Experten des Instituts für Kuba und kubanisch-amerikanische Beziehungen der Universität Miami berichtet, sollen kubanische Truppen in Syrien sein, um an der Seite der Armee der Arabischen Republik im Syrischen Bürgerkrieg zu kämpfen. Laut den Angaben des Senders habe General Leopoldo Cintra Frías, der Oberbefehlshaber der kubanischen Streitkräfte, vor kurzem das mittelöstliche Land besucht. US-Geheimdienstoffiziere äußerten angeblich gegenüber Fox News, dass russische Flugzeuge kubanische Paramilitär- und Spezialkräfte mit Flugzeugen nach Syrien gebracht hätten. Dort sollen sie unter anderem die Truppen unter Oberbefehlshaber Baschar al-Assad im Gebrauch mit russischen Panzertypen unterweisen.

Gerardo Peñalver Portal, der Generaldirektor für diplomatische Angelegenheiten im kubanischen Außenministerium, hat diesen Berichten aufs Schärfste widersprochen. Diese Meldungen seien „unverantwortlich und unbegründet“, hieß es in einer öffentlichen Stellungnahme. Die US-Regierung äußerte sich in eine ähnliche Richtung. Ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington sagte gegenüber Medien, dass die USA keine Beweise für ein angebliches kubanisches Engagement in Syrien hätten.

Zuvor hatten Politiker und Experten die Annäherung zwischen Kuba und den USA aufgrund des angeblichen Militärengagements im Syrischen Bürgerkrieg angezweifelt.

Führende Vertreter des Instituts für Kuba und kubanisch-amerikanische Beziehungen der Universität Miami, wie dessen Direktor Professor Jaime Suchlicki und Dr. Jose Azel, die auch im Zusammenhang mit dem angeblichen Syrien-Engagement der kubanischen Armee vermehrt in den US-Medien zu Wort kommen, haben sich seit vielen Jahren gegen eine Aufhebung der US-Blockade ausgesprochen. Suchlicki schrieb beispielsweise bereits im Juli 2000, dass dies die „totalitären Strukturen“ auf der Insel stärken und zu größerer Repression führen würde. Laut dem Professor sei die kubanische Tourismusindustrie in der Hand des Militärs des Landes und Reisen US-amerikanischer Bürger auf die Antilleninsel würden die kubanischen Streitkräfte stärken.

Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Berichtes von Fox News schrieb der republikanische Abgeordnete Charles Ernest „Chuck“ Grassley einen Brief an US-Präsident Barack Obama um zu erfahren, ob das Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten die kubanische Regierung über ihr Syrien-Engagement befragt hätte. Die Berichte über kubanisches Militär in Syrien seien „befremdlich„. Grassley, Senator aus dem Bundesstaat Iowa, hatte sich stets gegen die Entspannungspolitik von Obama gegenüber Kuba ausgesprochen.

Zweifelhaft an den Berichten über angebliche kubanische Truppen in Syrien ist der Umstand, dass die kubanische Armee seit dem Ende der Systemkonfrontation keine größeren Auslandseinsätze mehr unternommen hat. Seit dem Jahr 1990 wurde die Armee der „Perle der Antillen“ um sage und schreibe 80 Prozent reduziert. In der Washington Times wurden Berichte über kleinere Beratergruppen aus Kuba in Syrien für wahrscheinlich gehalten, alles darüber hinaus sei jedoch „wilde Spekulation“.

Im Verlauf des Jom-Kippur-Krieges im Jahre 1973 hatte Kuba Sanitätssoldaten nach Syrien geschickt. Kubanische Militärberater hielten sich die folgenden Jahre in dem damals von Hafiz al-Assad regierten Land auf, um die syrischen Soldaten in komplexen sowjetischen Militärsystemen wie Panzern und MiG-23-Flugzeugen zu trainieren. Im Zuge der 1970er Jahre kühlten die Beziehungen zwischen beiden Ländern jedoch wieder ab und die kubanischen Militärberater wurden abgezogen.

Kubanische Truppen kämpften in den 1970er und 1980er Jahren auf vielen Schauplätzen der Systemkonfrontation in Afrika und dem Mittleren Osten. Am bekanntesten ist das kubanische Engagement im Angolanischen Bürgerkrieg sowie im Unabhängigkeitskampf Namibias. In der arabisch-muslimischen Welt waren kubanische Soldaten in Algerien, Syrien und dem damals unabhängigen Südjemen stationiert.

Die syrische Regierung unter Baschar al-Assad hatte in den vergangenen 15 Jahren die syrischen Beziehungen zu verschiedenen lateinamerikanischen Ländern, allen voran Brasilien, Kuba und Venezuela. ausgebaut. Seit einigen Jahren ist Syrien auch Beobachtermitglied in dem linksgerichteten Staatenbund Bolivarische Allianz (Alba). Zum Beginn der Unruhen in Syrien im Jahr 2011 hatten die Alba-Außenminister ihre Unterstützung für die Regierung al-Assad bekundet. Mehrfach hat das Bündnis seitdem dazu aufgerufen, den Frieden in Syrien „unter Wahrung seiner Souveränität, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und territorialem Integrität wiederherzustellen“.

Erschienen auf: amerika21.de, 21.10.2015.

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