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David X. Noack

Kritische Perspektiven auf Geschichte und internationale Politik

USA sollen Chemiewaffen in Panama entsorgen

USA hinterließen große Mengen an Chemiewaffen im Umfeld des Panama-Kanals. Existenz der Kampfstoffe jahrelang geleugnet

Panamas Außenminister Fernando Núñez Fábrega hat bekräftigt, dass das mittelamerikanische Land künftig alle chemischen Waffen beseitigen will. Hierfür sollten noch vor Jahresende US-amerikanische Truppen das Gebiet des Panamakanals von chemischen Kampfstoffen reinigen, die im Rahmen von Manövern freigesetzt worden waren. Eine entsprechende Einigung sei im vergangenen Jahr erzielt worden, erklärte Núñez Fábrega.

Der derzeit noch anhaltende Haushaltsstreit in den USA scheint die Dekontamination des einst von der US-Armee kontrollieren Kanals nun jedoch zu verzögern. Die Kanalzone gehörte von 1903 bis 1979 offiziell als Kolonialgebiet zu den Vereinigten Staaten. Inoffiziell dauerte diese US-Herrschaft bis 1999. Erst dann traten die USA die Kontrolle über das Kanalgebiet an das mittelamerikanische Land wieder ab.

Jahrzehntelang hatten verschiedene US-Teilstreitkräfte, allen voran die Marine, die panamaische Insel San José im Pazifik zur Erprobung von chemischen Waffen benutzt. Auch die britische und die kanadische Armee sollen an Tests zur Zeit des Zweiten Weltkriegs beteiligt gewesen sein. Nach wie vor vorhandene Blindgänger enthalten Phosgen, Senfgas, VX, Sarin und Blausäure. Nach dem Abzug der US-Truppen 1999 behaupteten US-Regierungsvertreter, dass ein ausreichender „Clean Up“ stattgefunden habe und keine Gebiete mehr mit C-Waffen kontaminiert seien. Schnell wurde klar, dass das nicht den Tatsachen entsprach. Die panamaische Regierung von Mireya Moscoso (1999-2004) bekräftigte damals, dass die Vereinigten Staaten für die Reinigung zuständig seien und ihrer Verantwortung nicht nachgekommen seien. Der damalige Außenminister des mittelamerikanischen Landes, José Miguel Alemán, warf seinem US-Amtskollegen sogar vor, dass die USA die Chemiewaffenkonvention durch das Vorgehen in Panama verletzt hätten. Dieser internationale Vertrag verpflichtet die unterzeichnenden Länder, ihre Chemiewaffenbestände zu vernichten.

Größere Aufmerksamkeit hat die Chemiewaffenkonvention jüngst durch die Ereignisse in Syrien gewonnen. Im syrischen Bürgerkrieg hat eine der Bürgerkriegsparteien höchstwahrscheinlich den chemischen Kampfstoff Sarin eingesetzt.

Durch die 1977 unterzeichneten Torrijos-Carter-Verträge ging die Kontrolle des Panamakanals Ende 1999 an das mittelamerikanische Land über. Noch 1998 hatte das damals für die Kanalübergabe zuständige US-Militär versichert, dass Washington zu seinen Verpflichtungen zur Reinigung der Gebiete stehen würde. Die Vereinigten Staaten hatten die Chemiewaffenkonvention 1997 unterzeichnet und danach behauptet, dass keine US-Bestände an chemischen Waffen in anderen Ländern gelagert werden würden. Doch im Jahr 2001 besuchten technische Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OCPW) die Insel San José, die zweitgrößte der so genannten Perleninseln (Archipiélago de las Perlas oder auch Islas de las Perlas). Sie untersuchten dabei die Rückstände der chemischen Waffentests. Laut der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Fellowship of Reconciliation soll die US-Armee insgesamt 105.000 Munitionsstücke, von Granaten bis hin zu 250-Kilo-Bomben, in Panama zurückgelassen haben.

(panamadigest/elpais)

amerika21.de, 15.10.2013

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