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David X. Noack

Kritische Perspektiven auf Geschichte und internationale Politik

Überlegungen zu einem sofortigen Abzug aus Afghanistan

Ein Abzug der deutschen Streitkräfte vom Hindukusch muss sofort beginnen – doch er wird nicht sofort enden. Wahrscheinlich braucht ein geordneter Rückzug der Bundeswehr sechs Monate. Als Sofortmaßnahme müssten die deutschen Tornados in Koordination mit Russland nach Deutschland zurückzukehren. Ebenfalls sollten sofort alle Elite-Soldaten und alle nicht in und um Kabul sowie in der Nordregion stationierten Truppen abziehen. Operationen der Bundeswehr im gesamten Land sind unverzüglich einzustellen. Die ersten Monate eines Abzugs sollte die Regierung aushandeln, wer welche Einrichtungen der Deutschen übernimmt (Entwicklungshilfeorganisationen, Kabuler Zentralregierung…). Die verschiedenen Widerständler, wie die Taliban und die Islampartei, aber auch Kabul nicht wohlgesonnene Stämme müssen mit den Gouverneuren in Verhandlungen treten, wie die Nordregion demilitarisiert und souveränisiert werden kann. Alle Player in diesem Konflikt sollten sich darauf einigen, Drogenhandel zu unterbinden sowie Sicherheit wiederherzustellen. Ebenfalls müssen regionale Friedensmechanismen etabliert werden. So betreibt die Schanghai-Kooperationsorganisation eine Grenzüberwachungsmission, die auch auf die Nordregion Afghanistans ausgedehnt werden könnte. Die OVKS (ein Bündnis Moskau-freundlicher GUS-Staaten und Russlands) führt eine Anti-Drogen-Operation an der afghanischen Grenze durch. Die könnte ebenfalls erweitert werden. Der Iran hatte bereits 2001 angeboten, afghanische Polizisten auszubilden und auszurüsten, was abgelehnt wurde. Auf dieses Angebot sollte eingegangen werden. Nach drei Monaten können dann die Deutschen gen Norden abziehen.

Die Erfahrungen Spaniens aus dem Irak zeigen, dass eine abziehende Macht nicht mehr angegriffen wird. Eine Basis nach der anderen sollte dann übergeben werden. Ebenso müssten die Regionen schrittweise souveränisiert werden. Die riesigen Summen des deutschen Haushalts, die bisher für das militärische Engagement genutzt wurden, können dann für eine friedliche Entwicklung in dem Land ausgegeben werden.

klartext, 03. April 2009

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